Wir begrüßen Prof. Dr. Patrick Bettinger
Zu Beginn des Sommersemesters 2022 wurde die Professur für Medienbildung im Studiengang mit Prof. Dr. Patrick Bettinger neu besetzt. Bevor er dem Ruf der Pädagogischen Hochschule gefolgt ist, forschte und lehrte Herr Bettinger unter anderem an der Universität zu Köln und der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Herr Bettinger, warum haben Sie sich für die Stelle an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg entschieden?
Ich würde sagen, da gab es mehrere Gründe. Ein Grund ist sicherlich der Studiengang ELMEB. Der Studiengang hat einige Alleinstellungsmerkmale im deutschsprachigen Raum und ich finde es auf jeden Fall sehr spannend, ihn mitgestalten zu können. Interessant war für mich auch, dass die Professur an der Fakultät für Kultur und Geisteswissenschaften, am Institut für Kunst, Musik und Medien angesiedelt ist. Diese Schnittstelle zu den Kultur- und Geisteswissenschaften passt gut zu meinen Arbeitsschwerpunkten. Ansonsten sind auch die Rahmenbedingungen hier an der PH Heidelberg sehr gut: Die Hochschule ist gut in der Region vernetzt, es gibt ein Promotionsrecht und mein Eindruck ist, dass viel Forschung stattfindet.
Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Fachbereich?
Unter dem Oberbegriff der Medienbildung bin ich in erster Linie in der qualitativen Forschung unterwegs. Ich arbeite unter anderem in den Bereichen Biographieforschung, Diskursanalyse und anderen Methoden der rekonstruktiven Medienforschung. Medien und Bildung schaue ich mir hauptsächlich unter einer Prozessperspektive an, mich interessiert, welche Rolle neue medienkulturelle Phänomene für die Frage, wie man sich in der Welt orientiert, spielen und wie Menschen und Medien sich wechselseitig prägen.
Ein Schwerpunkt, den ich seit ein paar Jahren habe, ist der Bereich Maker-Education. Neben Forschung zu Makerspaces, kommt jetzt auch ein Entwicklungsanteil dazu. Das heißt konkret, dass momentan ein Makerspace an der PH entsteht. Das ist deswegen interessant, weil Makerspaces zunehmend in allen möglichen Bildungskontexten relevant werden. Ich denke, da gibt es Potenzial, ganz anders über formale Bildung nachzudenken, indem man z.B. neue Möglichkeiten schafft, sich digitale Technologien spielerisch zu erschließen. Wenn man diesen Gedanken ernst nimmt, zulässt und ausgewogen umsetzt, gibt es spannende Beispiele, wie man Medienbildung ganz anders gestalten kann, als es bisher meistens der Fall war.
Wie soll der Makerspace in den Studiengang eingebunden werden?
Da gibt es unterschiedliche Szenarien. Zu Beginn wird der Makerspace ab dem Sommersemester 2023 mit einer Lehrveranstaltung in den Studiengang einbezogen. Gemeinsam mit meinem Kollegen Prof. Christian Rietz plane ich gerade ein Seminar, bei dem es darum geht, dass wir im Makerspace studentische Projekte für den Bereich Gesundheitsförderung entwickeln lassen wollen.Der Anteil des Masterstudiengangs Bildungswissenschaften, mit dem wir hier kooperieren, wird darin bestehen, ein Evaluationskonzept für diese Making-Projekte zu entwickeln. Die Idee ist, dass Studierende aus ELMEB und BiWi in der Veranstaltung gemeinsam Ideen umsetzen. Im Makerspace haben wir einen 3D-Drucker, einen Lasercutter und eine CNC-Fräse. Wir haben außerdem Microcontroller, also Calliope-Minis, mit verschiedenen Aktoren und Sensoren. Bis April kommen noch mehr Tools und Materialien dazu. Mittelfristig soll es für interessierte Studierende möglich sein, auch außerhalb von Lehrveranstaltungen Projekte im Makerspace eigenständig umzusetzen, und zwar für Personen mit als auch ohne Vorerfahrung. Das Angebot soll erstmal offen gehalten werden. Wir wollen sehen, wo die Interessen der Studierenden liegen und ein breites Spektrum an Möglichkeiten bieten. Auch Making und Schule ist ein Entwicklungsfeld, das wir angehen wollen. Da wird es darum gehen, gemeinsam mit Lehramtsstudierenden zu sehen, welche Making-Projekte in die Schule und in verschiedene Fächer passen, aber auch, wie fachübergreifender Unterricht im Makerspace aussehen kann.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des ELMEB Studiengangs vor?
Ich war erstmal beeindruckt, wie lang der Studiengang schon existiert und mehr denn je bin ich der Überzeugung, dass wir mit der Thematik des Studiengangs ein ganz zentrales gesellschaftliches Feld adressieren. Ich denke, was sich über die Jahre bewährt hat, ist die Verbindung von Anwendungsorientierung und Forschung. Da ich jetzt hier im Studiengang auch dabei sein darf, wird sich der Bereich der qualitativen Forschung erweitern. Ich kann mir gut vorstellen, im Bereich des forschenden Lernens viel zu machen, also Lehrveranstaltungen anzubieten, in denen man Forschungsmethoden nicht nur aus Texten lernt, sondern auch erprobt. Im Modul 7, dem Forschungsprojekt, finde ich es sehr spannend, auch Medienforschung nicht nur als ‚Wir gucken uns Medienphänomene an‘ zu verstehen, sondern zu überlegen, wie wir Medien in den Forschungsprozess selbst integrieren können. Thematisch und inhaltlich ist Maker Education ein Feld, das man auch an verschiedene Module andocken kann. Auch dazu könnte man ein klassisches Forschungsprojekt machen, aber auch überlegen, Praxiskooperationen in diesem Bereich aufzubauen.
Haben Sie noch einen Wunsch an Ihre Kolleg:innen und die ELMEBs?
Ich würde mir wünschen, dass alle so neugierig bleiben, wie sie sind. Also neugierig auf neue Technologien – sich darauf einzulassen, auszuprobieren, rumzuspielen, zu experimentieren. Da mache ich mir auch keine Sorgen – ich bin ziemlich sicher, dass dies ein großer Teil der Motivation ist, hier zu arbeiten oder zu studieren. Uns verbindet alle, dass wir mit einer gewissen Aufgeschlossenheit an die Sachen rangehen, uns da gerne drauf einlassen und dann aber vielleicht auch wieder einen Schritt zurücktreten und uns fragen: So, was machen wir jetzt mit den neuen Sachen? Können wir die irgendwie sinnvoll in Bildungssettings integrieren? Wenn wir es schaffen, das aufrechtzuerhalten und so weiterzumachen wie bisher, dann bin ich schon sehr happy.